Revolution und Konterrevolution in der spanischen Region (IV)
Traducido por los compañeros de Panopticon
Das „schwarze Biennium“1 und der spanische Lenin
Das Ende der fortschrittlichen Regierung hatte eine blutige Bilanz von Repression und sozialen Protesten hinterlassen: die Massaker von Arnedo2 und Casas Viejas3, 30 Generalstreiks, 3.600 Teilstreiks, 9.000 Verhaftungen, mehr als 400 Tote, 161 Einstellungen der konföderierten Presse4 und 160 Deportationen. Wir wollen diese ungefähren Zahlen deutlich machen, bevor wir mit der Beschreibung der Fakten der nächsten Serie beginnen, da die beiden folgenden Jahre als das schwarze oder reaktionäre Biennium bekannt ist, ein Etikett, das offensichtlich von der Bourgeoisie, insbesondere von der Linken, angebracht wurde, um die vorangegangene Periode als eine Periode des Wohlstands und des Fortschritts gegenüber der nächsten zu mystifizieren, die als das absolute Übel dargestellt werden würde, als eine Rückkehr zur obskurantistischen Vergangenheit der rechten Regierungen. Wir wissen bereits, dass das revolutionäre Proletariat keine Mystifikationen versteht und dass, wenn die kommenden Jahre schwarz sein sollten, die Vergangenheit nicht weniger schwarz gewesen wäre. Die Bourgeoisie ordnet die Namen den von ihr gewünschten historischen Epochen zu, damit sie diese am besten zählen können. Dasselbe geschah mit der „tragischen“ Woche5. Tragisch für wen? Gerade für diejenigen, die ihre Ordnung in Gefahr gesehen hatten, nicht für diejenigen, die sich gegen diese erhoben hatten.
Tatsächlich waren die Zweifel, Illusionen oder direkte Unterstützung, die wir bereits in einigen wichtigen Bereichen des Umfelds der Arbeiterklasse gegeben hatten, angesichts der Realität der republikanischen Gewalt verflogen. So waren die Wahlen, die Ende 1933 stattfanden, von Enthaltungen geprägt, die exponentiell zunahmen.
Das Ergebnis der Wahlen brachte den radikalen Lerroux6 mit der konservativen Unterstützung der CEDA7 an die Macht, obwohl diese letzte Partei nicht Teil der Regierung war. Dieser Machtverlust erschütterte die Linke des Kapitals enorm und provozierte eine vermeintliche Polarisierung in den Reihen der PSOE8. Auf der einen Seite gab es die Linie von Besteiro9 und Indalecio Prieto10, die zwar etwas anders war, aber im Wesentlichen die eines klassischeren und gemäßigteren Reformismus war. Auf der anderen Seite haben wir den Sektor Largo Caballero11, der in seiner unsinnigen Rolle als „spanischer Lenin“ den angeblich revolutionären Sektor anführen würde. Letzterer, wenn er bereits seine Jacke gewechselt hatte – wie wir zuvor gesehen hatten – von Ämtern bei Primo de Rivera12 als Mitglied des Staatsrates, zur Unterstützung der Republik aller Klassen übergegangen war, widmete er sich in diesem Fall dem Geschrei in ganz Spanien über die Notwendigkeit dessen, was er als „Diktatur des Proletariats“ verstand. Wie wir bereits gesehen haben, wurde in den Debatten über die Geschehnisse in Russland 1917, die sich in der spanischen Region herausgebildet hatten, die Konzeption einer proletarischen Diktatur, die in einem mehrheitlichen Sektor innerhalb des Arbeitermilieus gültig geblieben war, mit der leninistischen Machtergreifung identifiziert und nicht mit der wirklichen Diktatur als Zerstörung des Staates durch das Proletariat. Largo Caballero konnte auf diesem programmatischen Misserfolg reiten, und das ist nicht verwunderlich, denn als repräsentative Figur der Sozialdemokratie konnte er keine andere Funktion erfüllen, als zu versuchen, dem Proletariat auf der Suche nach einer der Fraktionen des Kapitals durch Mystifikationen einen Rahmen zu geben und es seine eigene Autonomie vergessen zu lassen. Es muss jedoch klargestellt werden, dass die Radikalisierung des Sprachrohrs von Largo Caballero auf etwas Reales zurückzuführen war. Die Militanten dieser Organisation, vor allem durch ihre Jugend, hatten im Kampf den Wunsch geäußert, über die Republik hinauszugehen und die Bewegung bis zum Ende zu führen. Die Gesten von Largo Caballero wären ein Toast auf die Sonne13, die diesen Radikalismus verdecken würde, indem sie ihn innerhalb des Programms der Sozialdemokratie erschöpfen. Dasselbe gilt für die Militanten der UGT14 und der FTT15.
Zu dieser Pantomime über die Diktatur des Proletariats, die von der Sozialdemokratie ausgestrahlt wird, kommt eine weitere hinzu, die während dieser ganzen Periode bestimmend sein wird: der Antifaschismus. Das Anwachsen von Faschismus und Nationalsozialismus in Europa hatte bereits als Anreiz für die Herausbildung einer bereits besiegten revolutionären Bewegung gedient: nun war die spanische Region an der Reihe. Dafür war die Rolle der CEDA, einer von Gil Robles geführten rechten Partei, die des Faschismus beschuldigt wurde und die von der Sozialdemokratie als das absolut Böse ins Rampenlicht gestellt wurde, von grundlegender Bedeutung. Wenn wir nicht einmal den deutschen Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus als ein und dieselbe Sache betrachten können, dann bedeutet das Etikett „faschistisch“ auf die CEDA zu setzen, einen viel schwerwiegenderen Fehler zu begehen, umso mehr angesichts des ideologischen Gewichts des Antifaschismus gegen unsere Klasse. Es stimmt zwar, dass die soziale Lage und ihre Instabilität den Ton des rechten Flügels des Kapitals, der in diesem Fall von der CEDA vertreten wurde, erhöht hatte, doch die Partei von Gil Robles stellte in keiner Weise eine Bedrohung der republikanischen Legalität dar, und ihr Diskurs hatte nichts mit Faschismus zu tun. Über diesen Tonfall hinaus hatte Gil Robles selbst den Faschismus als Ketzerei bezeichnet und die Anwendung von Gewalt öffentlich abgelehnt. Das CEDA-Programm stand der Republik zwar skeptisch gegenüber, war aber gradualistisch16, legalistisch und den demokratischen Methoden der Machtübernahme treu. Ein Programm, das nichts mit den Slogans von Hitler oder Mussolini zu tun hatte. Diese falsche Dichotomie, bei der eine Seite angeblich faschistisch und die andere „kommunistisch“ ist, ist nichts anderes als die Form eines innerbourgeoisen Konflikts als Antwort auf die wachsende Stärke des Proletariats. Die einzige Partei mit einem eindeutig faschistischen Programm war die Falange, die noch eine winzige Organisation war, die in keiner Weise in der Lage war, die Massen zu mobilisieren, wie es in Italien und Deutschland geschehen war. Neben dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus wurde das internationale Klima auch durch die konterrevolutionären Maßnahmen beeinflusst, die die österreichische Regierung von Engelbert Dollfuss durch ihren Angriff auf die Wiener Arbeiterkieze immer härter durchsetzte und die als weiterer Ansporn zur Unterstützung des Antifaschismus dienten.
Auf den Straßen gingen die Unruhen und die Aufregung jedoch unvermindert weiter. Das Jahr 1934 begann mit Streiks in Madrid, Barcelona und Saragossa. In dieser letzten Stadt wurde ein Streik für die Freiheit aller Gefangenen ausgerufen. Das durch den anhaltenden Streik verursachte Spannungsklima erreichte einen solchen Punkt, dass die Stadt ohne Dienstleistungen und in einem Zustand der totalen Hungersnot sich befand. Dies führte zu der Entscheidung, die Kinder massenweise zu anderen proletarischen Familien in anderen Städten zu überführen, was eine der wichtigsten Unruhen dieses Jahres auslöste: Die Generalitat versuchte aus Furcht vor mangelnder Kontrolle, den Empfang zu übernehmen, was jedoch von den proletarischen Familien nicht akzeptiert wurde, die darauf bestanden, die Kinder direkt vom Bahnhof abzuholen. Die Guardias de Asalto griff ein und musste den Empfang mit Kugeln und Schlägen unterdrücken. Der Klasseninstinkt war sehr präsent, und man wusste, was die Ersetzung der gegenseitigen Hilfe unter Proletariern durch die Verwaltung des Staates bedeutete.
Im Allgemeinen würde der Protagonist des ersten Teiles des Jahres dass ländliche Proletariat werden. Im Mai und Juni würde es größere Streiks geben, mit Andalusien und Extremadura als Hauptschwerpunkten. Hervorzuheben ist der Streik vom 5. Juni, der von mehr als 1.500 Gemeinden unterstützt wurde. Die typische soziologische Trennung der Sozialdemokratie würde bei diesem Streik eine schädliche und entscheidende Rolle spielen. Da der Streik von den Kämpfen des „Stadtproletariats“ getrennt war, konnte er viel leichter unterdrückt werden und endete damit, dass etwa 7.000 Gefährten die Gefängnisse füllten. Zu diesem rein soziologischen Faktor kam hinzu, dass das Proletariat in fast der gesamten spanischen Region erschöpft war, entweder durch die Zahl der Gefangenen und Toten oder durch Desorganisation. Diese Erschöpfung war es, die den Rest des Jahres in den Mittelpunkt des Aufstands rückte, der fast ausschließlich in Asturien stattfand.
Als Folge der „Wendung nach Links“ der PSOE und der Polarisierung, von der wir zuvor sprachen, entstand die Alianza Obrera17 (Arbeiterallianz), ein klassenübergreifendes Organ, das zunächst von der UGT, dem BOC18 (Bloque Obrero Campesino/Arbeiter-Bauern Block), der Izquierda Comunista de España19 (Spanische Kommunistische Linke) und später der PCE (Partido Comunista de España/Spanische Kommunistische Partei) gebildet wurde. Die CNT würde sich nur in León und Asturien beteiligen. Die Allianz würden von Anfang an zum Organ der Eindämmung der autonomen Organisationen des Proletariats wie der Fabrikkomitees, Nachbarschaftskomitees, Verteidigungskomitees usw. werden und eine entscheidende Rolle bei der Niederschlagung des Oktoberaufstandes spielen. Ihre gebräuchlichste Losung war, ewig auf den entscheidenden Moment zu warten und die Aufstandsversuche mit Ballast zu füllen.
Oktober 1934
Am 4. Oktober treten mehrere Mitglieder der CEDA in die Regierung ein. Da die PSOE und die Linke bereits gedroht hatten, wurde beschlossen, angesichts der angeblichen faschistischen Bedrohung den „revolutionären Generalstreik“ auszurufen. Im ganzen Land wird versucht, diesen Streik fortzuführen. Der proletarische Aufstand begann jedoch, bevor die Losung lanciert wurde.
In Madrid gibt es neben dem Streik überall in der Stadt aufständische Aktionen, Aktionen, die von den Arbeitern selbst durchgeführt, aber nie von den Organisationen unterstützt wurden, die die Streikparole lanciert hatten, was den Aufstand sehr schnell ersticken würde. Weder die PSOE noch die Alianza Obrera wollten das aufständische Proletariat bewaffnen und verschoben alles – wie immer – auf den entscheidenden Moment, der nichts anderes war als das traurige Warten, bis die Regierung Lerroux ihre Entscheidung rückgängig gemacht hatte. Wir sehen wieder einmal, dass das so genannte revolutionäre Geschwätz von Largo Caballero und seinen Leuten, wenn sie nach etwas suchten, nichts anderes war, als einen politischen Gewinn zu erzielen und gleichzeitig das Proletariat in einem Zustand der Lähmung zu halten. Bereits am 7. war die Situation von der Bourgeoisie kontrolliert worden.
In Barcelona war die Situation ganz ähnlich. In diesem Fall wurde der verbreitete Aufstand – Barcelona war einer der größten Arbeitergürtel – nicht nur durch die Lähmung der PSOE und die von der AO (Alianza Obrera) geförderte Disartikulation behindert, sondern auch der Nationalismus der katalanischen Bourgeoisie spielte eine bedauerliche, aber entscheidende Rolle bei der Verhinderung der Ausbreitung der Bewegung. Der durch die soziale Lage in die Enge getriebene Companys beschloss, mitten im Konflikt die unabhängige Republik Katalonien auszurufen, was nur dazu diente, das Proletariat zu spalten und zu verwirren, das in keinem Fall massiv die Ausrufung eines neuen Staates forderte oder dafür kämpfte. Trotz alledem kann nicht gesagt werden, dass diese nicht die gewünschte spaltende Wirkung hatte, und wieder einmal wurde die Bewegung innerhalb weniger Tage von den Kräften der Regierung zerschlagen. Companys, Badia und die anderen Schweine der katalanischen Bourgeoisie entschieden sich nach dem Großmaulerei, den Staat für unabhängig zu erklären, und angesichts der Angst vor der Hinrichtung durch die Staatsgewalt, ohne weiteren Widerstand zu kapitulieren oder in einigen Fällen in der Hitze des Faschismus in Italien Zuflucht zu suchen oder wie Ratten20 zu fliehen. Kommt euch das bekannt vor?
In einem anderen der großen Arbeitergürtel, wie in Bilbao, waren die Probleme die gleichen. Der Streik dauerte in diesem Fall bis zum 12., wurde aber hauptsächlich von der UGT eingedämmt. Es gab andere relevante Aufstände in Kantabrien, Murcia oder Valencia, die das gleiche Ende erleiden würden.
Asturien
Schon während des ganzen Jahres hatte das Proletariat der Region Asturien große Kampflust gezeigt, vor allem um den Bergbausektor, und wurde ab Mai zum Zentrum der revolutionären Tätigkeit. Die Monate vor dem Oktoberaufstand waren nicht nur durch offene Kämpfe und Konfrontationen gekennzeichnet, sondern auch durch eine geheime und geduldige Organisation, die Waffen aus verschiedenen Fabriken – wie z.B. den Öfen in Mieres – stahl und sie dann in Minen und anderen von den Arbeitern kontrollierten Orten versteckte. Es ist unmöglich, das Ausmaß der kommenden Ereignisse zu begreifen, ohne die vorherige organisierte Aktivität zu kennen, die von den asturischen Bergarbeitern selbst illegal durchgeführt wurde und die sich nicht auf die Anhäufung von Waffen beschränkte, sondern auch den Angriff auf die Zentren der bourgeoisen Macht vorbereitete und plante.
Am 4. Oktober wird die Streikparole von den Arbeitern aufgegriffen. Dieses Mal warteten sie nicht auf Befehle oder „entscheidende Momente“ und griffen schnell die wichtigsten Städte des Bergbaugebiets an: Mieres, Langreo, La Felguera… In wenigen Tagen wird ganz Asturien – mit Ausnahme einiger Stadtviertel in Gijón21 – vom bewaffneten Proletariat eingenommen werden. Der qualitative Sprung, den das, was in Asturien geschah, bedeutete, war zum großen Teil auf das Überlaufen aller Organisationen der Sozialdemokratie zurückzuführen. Tatsächlich waren viele der Probleme, die die Bewegung hatte, als sie anfangs Oviedo einnahm, die Versuche der sozialdemokratischen Anführer der Stadt, sie einzudämmen (A.d.Ü., den Aufstand einzudämmen). Die Führung der verschiedenen bourgeoisen Parteien und Gewerkschaften wurde als Ausdruck proletarischer Autonomie durch ihre eigenen Organisationen ersetzt: Verteidigungskomitees, Fabrikkomitees usw. Der in anderen Regionen aufgetretene Widerspruch zwischen der angeblichen (bourgeoisen) Führung und der revolutionären Bewegung des Proletariats, der im Rest des Landes unterdrückt worden war, war im Fall von Asturien weitgehend aufgehoben worden. Doch obwohl diejenigen, die sich um Demobilisierung und „Geduld“ bemühten, verfolgt wurden, durften in wichtigen Momenten einige Mitglieder des provinziellen AO–Komitees die Führung übernehmen. Wenn wir von Revolution sprechen, und noch mehr in diesen Zeiten des offenen Aufstands, werden halbherzige Aktionen und Lauheit gegenüber dem Feind am Ende teuer bezahlt.
Neben dieser Überschreitung hatte der Aufstand auch einen wichtigen kommunistischen Inhalt: In verschiedenen Städten wie La Felguera wurde der freiheitliche Kommunismus proklamiert und Geld verbrannt. Die Verbrennung des Geldes ist nicht einfach eine spektakuläre Geste (oder eine performative, wie die Postmodernisten heute sagen würden), sondern ein realer Ausdruck, um das soziale Verhältnis, das das Kapital darstellt, abzuschaffen, um die Trennung zwischen Bedürfnis und Objekt aufzuheben, die das Geld als „Bindung der Bindungen“ ausdrückt. Dass es sich dabei nicht um eine einfache Geste handelte, beweist die Tatsache, dass zur Zeit des Aufstands die Produktion so organisiert war, dass sie direkt und ohne Vermittlung die verschiedenen Bedürfnisse der Menschen befriedigen und Waffen für den Kampf gegen den Feind liefern konnte.
Dieser generalisierte Aufstand in der Region dauerte etwa 3 Wochen. Die Situation war so außer Kontrolle geraten, dass die Bourgeoisie (wieder einmal!) den Kriegszustand ausrufen und die Truppen der Armee unter Führung von Franco und Goded einsetzen musste, um den Aufstand brutal niederzuschlagen. Nach tagelangem heldenhaftem Widerstand wurde die Bewegung mit relativer Leichtigkeit niedergeschlagen. Da Asturien durch die Aktion der Sozialdemokratie isoliert war, konnte die Repression auf diesen Schwerpunkt konzentriert werden, um ihn gnadenlos zu liquidieren.
Einmal mehr muss einer der Mythen der Linken widerlegt werden. Franco hat nicht gegen die republikanische Legalität gehandelt, er war ihr blutrünstigster Verteidiger. Franco hat sich nicht gegen die Linke gestellt, wie oft behauptet wird, sondern er hat getan, was die Linke nicht konnte: Die Sozialdemokratie hatte die Bewegung in einer einzigen Region gespalten und isoliert, so dass die staatlichen Kräfte eingreifen konnten. Franco und andere Generäle hatten bereits eine lange Erfahrung in der Unterdrückung des Proletariats, wie wir bereits im Marokkokrieg22 gesehen hatten; die Republik wandte sich nicht zufällig an sie. Die Linken und die Rechten haben sich wieder einmal gemeinsam gegen ihren potenziellen Totengräber gestellt. Es war die Aktion der Alianzas Obreras und der PSOE, die Franco die Vernichtung des Proletariats auf einem Tablett servierten.
Die Unterdrückung durch die Armee war bestialisch und grausam in unbeschreiblichem Ausmaß. Zeugenaussagen berichten von zu Tode geprügelten Gefährten, von Massenvergewaltigungen, von der Ermordung ganzer Familien, von weit verbreiteter und unsäglicher Folter. Klöster und andere öffentliche Gebäude wurden für Folterungen genutzt, weil die Polizeistationen und Gefängnisse nicht mehr ausreichten. Die Bourgeoisie unterdrückt, um ihre Spuren in den Körpern und im kollektiven Gedächtnis zu hinterlassen, und zwar proportional zum Grad der Stärke ihrer Opposition. Alles in allem war das Kräfteverhältnis immer noch zugunsten des Proletariats, das zwar eine Schlacht verloren hatte, aber nicht besiegt war. Ein Beweis dafür ist die Behandlung der proletarischen Gefangenen; im ganzen Land wurden die Gefängnisse mit Geschenken und Briefen von Proletariern aus allen Teilen des Landes gefüllt. Ein weiterer Beweis dafür ist die Tatsache, dass Franco 1936 auf Befehl der Volksfront auf die Kanarischen Inseln reiste und ein proletarischer Streik auf Teneriffa den Schlächter des Proletariats willkommen hieß. Ein weiterer Beweis für die immer noch vorhandene moralische Kraft waren die Erklärungen der wenigen Aufständischen, die vor Gericht gestellt wurden, in denen sie stolz ihre Beteiligung an den Taten gestanden und versprachen, das Verbrechen gegen den Staat und das Kapital erneut zu begehen.
Im Parlament bezeichneten Leute wie Calvo Sotelo23 von der Rechten die Aufständischen als Pöbel. Auf der linken Seite erklärte Azaña24 im Zweifelsfall öffentlich, dass er sich nicht mit dem Aufstand und der erlittenen Repression solidarisiere. Andere, die höflicher waren, brandmarkten sie als Idealisten oder manipulierte Menschen, als ob die Revolution eine Gewissensfrage wäre und nicht der Klassenantagonismus, der dem Boden dieser Gesellschaft entspringt.
Ein wichtiger Punkt, der bei dem großen Aufstand in Asturien zu beachten ist, ist das Verhalten der Armee. Franco und die verschiedenen Generäle setzten Söldner aus Marokko vor allem deshalb ein, weil innerhalb der Armee eine notorische Unzufriedenheit unter den Soldaten über die Situation herrschte. Die Verbrüderung eines Teils der Armee mit den Aufständischen ist dort, wo die Revolution triumphiert, eine Konstante. Der Gefährte Grandizo Munis25 erzählt, dass die Soldaten, die die Züge der drei Heereskolonnen gegen Asturien führen sollten, von ihren Führern mit dem Gewehr in der Hand auf mögliche Desertion oder Verbrüderung überwacht wurden. Auf dem Luftwaffenstützpunkt in León kam es zu einer Meuterei, die scheiterte und für die mehrere Meuterer zum Tode verurteilt wurden.
Die Ereignisse vom 34. Oktober hatten mehrere Dinge deutlich gemacht. Einerseits hatte das Proletariat seit dem Beginn der Republik seinen Kampf um die Durchsetzung seiner menschlichen Bedürfnisse gegen das Kapital und den Staat fortgesetzt. Diese Situation der Agitation provozierte die bereits beobachtete innerbourgeoise Polarisierung zwischen dem angeblichen Faschismus der CEDA und der konterrevolutionären Scharlatanerie der PSOE und verwandter Organisationen. Der revolutionäre Qualitätssprung, den der asturische Aufstand bedeutete, sollte wie immer von der Konterrevolution begleitet werden.
Was im Oktober geschah, könnte Aufschluss darüber geben, was die Arbeiterallianzen wirklich waren: klassenübergreifende Organisationen, die nicht der Impuls der Revolution waren, sondern ihre Bremse, mit den ständigen Aufrufen zu Ruhe und Zurückhaltung. Diese Allianz entstand als Antwort auf die angebliche Radikalisierung des rechten Flügels des Kapitals, gegen das absolute Übel, das in diesem Fall von der CEDA repräsentiert wurde. Die linke Bourgeoisie begann, die Fahne des Frontismus26 zu erheben, was nichts anderes bedeutete als das Aufgeben proletarischer Positionen und den Verlust ihrer Klassenautonomie. Obwohl es dem Proletariat in Asturien gelungen war, diese Klassenkollaboration zu überwinden, hatte der Frontismus seine Wirkung gezeigt und das Proletariat hatte große Schwäche gezeigt, die Aufstände autonom zu führen. Zu dieser Positionsschwäche kam hinzu, dass das Proletariat bereits durch die gescheiterten Kämpfe aller vorangegangenen Jahre mit den entsprechenden Repressionen zermürbt worden war. Das darauffolgende Jahr sollte durch eine angespannte Ruhe gekennzeichnet sein, die aus diesem Verschleiß resultierte. Der Frontismus würde in den kommenden Jahren weiter wachsen und sehr wichtig sein, aber er hatte bereits begonnen, der revolutionären Bewegung seinen Stempel aufzudrücken.
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1A.d.Ü., ein Biennium ist ein Zeitraum von zwei Jahren.
2A.d.Ü., Arnedo ist eine Ortschaft im Bundesland La Rioja, am 05. Januar 1932 eröffnete die Guardia Civil das Feuer auf eine Menschenmenge die sich versammelt hatte, weil Arbeiter und Arbeiterinnen aus einen Unternehmen der Schuhe herstellte, entlassen worden waren. Elf Personen wurden ermordet und dreißig weitere wurden von Kugeln getroffen. Dies geschah ein Monat nach der Proklamierung der Zweiten Spanischen Republik. Dieses Ereignis ist als das Massaker von Arnedo in die Geschichte eingegangen.
3A.d.Ü., Casas Viejas ist eine Ortschaft im Süden von Andalusien, in der während der sogenannten anarchistischen Januar-Insurrektion 1933 in Folge der Repression gegen die Bauernschaft 26 Personen von den Repressionskräften erschossen wurden.
4A.d.Ü., mit konföderierten Presse, werden jene Zeitungen und Publikationen die im Zusammenhang mit der CNT standen. Zwischen 1869 und 1939 gab es in Spanien 950 anarchistische Publikationen verschiedener Art, von denen die meisten Zeitungen waren.
5A.d.Ü., im Verlauf der Einberufung für den Krieg der in Marokko 1909 geführt wurde, gab es am 25. Juli einen Aufstand dagegen. Allein in Barcelona wurden etliche kirchliche Gebäude und Einrichtungen geplündert und angezündet. Berühmt wurden diese Ereignisse dafür, weil der Anarchist Ferrer i Guardia – einer der Begründer der Modernen Schule – für die Ereignisse beschuldigt wurde und zum Tode verurteilt wurde.
6A.d.Ü., Alejando Lerroux war ein Politiker republikanischer Gesinnung (Antimonarchisch) und der Gründer des Partido Republicano Radical.
7A.d.Ü., die CEDA Confederación Española de Derechas Autónomas war eine Koalition rechter und katholischer Parteien im spanischen Staat während der Zweiten Republik (1931-1939).
8A.d.Ü., die Partido Socialista Obrero Español (Spanische Sozialistische Arbeiterpartei) (PSOE) ist eine 1879 gegründete spanische politische Partei mit einer sozialdemokratischen Ideologie. 1879 von Pablo Iglesias Posse gegründet, definierte sie sich hundert Jahre lang als Arbeiter-, Sozialisten- und marxistische Partei, bis zum Außerordentlichen Kongress von 1979, auf dem sie den Marxismus als ideologische Definition aufgab.
9A.d.Ü., Julián Besteiro Fernández (Madrid, 21. September 1870 – Carmona, 27. September 1940) war ein spanischer Professor und Politiker, Präsident des spanischen Parlaments während der Zweiten Republik sowie Mitglied der PSOE und der UGT.
10A.d.Ü., Indalecio Prieto Tuero (Oviedo, 30. April 1883 – Mexiko-Stadt, 12. Februar 1962) war ein spanischer Politiker der Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens (PSOE), der während der Zweiten Republik die Ministerien für Finanzen, Öffentliche Arbeiten, Marine und Luftfahrt sowie Landesverteidigung innehatte.
11A.d.Ü., Francisco Largo Caballero (Madrid, 15. Oktober 1869 – Paris, 23. März 1946) war ein spanischer Gewerkschafter/Syndikalist und marxistischer Politiker, historischer Anführer der PSOE (Spanische Sozialistische Arbeiterpartei) und der UGT (Allgemeine Gewerkschaft der Arbeiter). Zwischen September 1936 und Mai 1937 war er Präsident des Ministerrats der Zweiten Republik.
12A.d.Ü., Miguel Primo de Rivera y Orbaneja (Jerez de la Frontera, 8. Januar 1870 – Paris, 16. März 1930) war ein spanischer Militäroffizier, der zwischen 1923 und 1930 als Diktator regierte. In dieser Zeit bekleidete er auch die Ämter des Hochkommissars von Spanien in Marokko und des Staatsministers.
13A.d.Ü., frommer Wunsch
14A.d.Ü., die Unión General de Trabajadores y Trabajadoras (UGT) ist eine spanische gewerkschaftliche/syndikalistische Arbeiter- und Arbeiterinnenorganisation. Sie wurde 1888 auf dem Arbeiterkongress in Barcelona gegründet und hat ihre historischen Wurzeln in der Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens (PSOE), die sich vom klassischen Marxismus zu einer sozialdemokratischen Ausrichtung entwickelt hat.
15A.d.Ü., die Federación Nacional de Trabajadores de la Tierra (FNTT) war eine spanische sozialistische Gewerkschaft/Syndikat der Land- und Viehwirtschaft, die Teil der Unión General de Trabajadores (UGT) war und in den 1930er Jahren in Spanien stark vertreten war.
16A.d.Ü., Gradualismus, gebildet aus gradus (Stufe, Sprosse, Schritt), -alis (in Bezug auf) und -ismus (Tätigkeit, Gedanke, Lehre), ist jede Tätigkeit, bei der Veränderungen in Form von gradualen (allmählichen) Schritten erfolgen oder erfolgen sollten.
17A.d.Ü., die Alianza Obrera war ein Bündnis linker Parteien die der rechten Regierung während der Zweiten Republik entgegenwirken wollten.
18A.d.Ü., Bloque Obrero y Campesion, Bloc Obrer i Camperol (auf Katalan), war eine marxistische Partei die 1931 aus verschiedenen marxistischen Parteien und Organisationen gegründet wurde. Ein Teil BOC würde in der Gründung der POUM einfließen, während ein anderer Teil der stalinistischen PSUC wurde.
19A.d.Ü., die Izquierda Comunista de España (ICE), auch bekannt als Izquierda Comunista, war eine spanische politische Partei mit marxistischer Ideologie in den 1930er Jahren. Sie galt, bis die Mehrheit der Mitglieder an der Gründung der POUM teilnahmen, als eine trotskistische Organisation. Der Teil der Trotzki ergeben blieb, schloss sich der PSOE an.
20In einigen Fällen war dies sogar wörtlich zu nehmen: Dencás entkam durch die Kanalisation von Barcelona.
21Dies sollte später für die Einreise der Truppen der Zweiten Republik auf dem Seeweg entscheidend sein. In Oviedo gelang es der Bourgeoisie, dem Vormarsch des Proletariats von einigen Gebäuden aus zu widerstehen.
22A.d.Ü., war ein Krieg der von 1911 bis 1927 andauerte, Aufständische lehnten sich gegen die Kolonialmächte Spanien und Frankreich. Es war nicht nur ein sehr grausamer Krieg bei dem die Lokalbevölkerung massakriert wurde, es wurden auch gegen diese chemische Waffen verwendet.
23A.d.Ü., José Calvo Sotelo (Tuy, 6. Mai 1893 – Madrid, 13. Juli 1936) war ein spanischer Jurist und Politiker und Finanzminister während der Diktatur von Primo de Rivera.
24A.d.Ü., Manuel Azaña Díaz (Alcalá de Henares, 10. Januar 1880-Montauban, 3. November 1940) war ein spanischer Politiker, Schriftsteller und Journalist, Präsident des Ministerrats (1931-1933) und Präsident der Zweiten Republik (1936-1939).
25A.d.Ü., Manuel Fernández-Grandizo Martínez (Torreón, Mexiko, 1912 – Paris, 4. Februar 1989), besser bekannt unter dem Pseudonym Grandizo Munis, war ein spanischer Revolutionär. Sein Werdegang fing in der ICE an, in den 1940ern brach er jedoch im Exil mit dem Trotzkismus. Hier, oder hier, ein Text von ihm, bei dem er den Syndikalismus scharf angreift.
26A.d.Ü., im Originaltext ist die Rede von Frentismo, hier bezieht sich die verfassende Gruppe auf den Frente Popular – Volksfront, die 1936 in Spanien die Wahlen gewinnen würde. Eine ähnliche gegenwärtige Verwendung dieser Idee finden wir heutzutage im sogenannten Campism, oder Campismus.