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Die Zersplitterung des Imperialismus: Der revolutionäre Defätismus und seine Feinde

Traducido por los compañeros de Panopticon

 

Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt – als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit –, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt.“

Rosa Luxemburg, Die Krise der Sozialdemokratie [Die „Junius“-Broschüre] (1916)

Einleitung

Ein Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine sollte angesichts des Verlaufs der Ereignisse deutlicher denn je sein, dass es sich um einen imperialistischen Krieg handelt. Wir haben gesehen, wie sich nach und nach immer mehr Staaten an dem Massaker an ukrainischen und russischen Proletariern beteiligen, um ihre geopolitischen Interessen zu verteidigen. In diesem Zusammenhang sollte es offensichtlicher denn je sein, welche revolutionären Positionen in Bezug auf den Krieg zu verteidigen sind. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Innerhalb einiger Strömungen, die sich als revolutionär bezeichnen, werden nach wie vor campistische1 Positionen mit den unterschiedlichsten Argumenten vertreten, die den revolutionären Defätismus und damit die Lehren aus unserer Tradition leugnen.

Unserer Meinung nach haben sich diese Strömungen, indem sie sich für eine imperialistische Seite entschieden haben, vom Internationalismus und dem Prinzip der Klassenunabhängigkeit abgewandt und damit automatisch das revolutionäre Lager verlassen. In diesem Text wollen wir die Argumente von Organisationen darlegen, die sich, ohne von der Linken des Kapitals zu kommen, von den Klassenpositionen abgrenzen, indem sie die Positionen des revolutionären Defätismus aufgeben, sowie die Argumente anderer Organisationen, die von der Linken des Kapitals kommen und die, indem sie nicht mit der ideologischen Konterrevolution brechen, die Argumente des Lagers reproduzieren, indem sie in innerkapitalistischen Konflikten immer das geringere Übel wählen.

Die campistischen Positionen

Die Unterstützung des ukrainischen Volkes: der Arbeiterfetischismus der Selbstorganisation

Eines der Argumente, mit denen eine pro-ukrainische campistische Position verteidigt wird, ist der Gedanke, dass man sich mit dem ukrainischen Volk solidarisieren sollte, das sich selbst organisiert, um seine Heimat und sein Land zu verteidigen. In John Garveys Text, der in der Zeitschrift Insurgent Notes veröffentlicht wurde, sagt er, er unterstütze nicht den ukrainischen Staat, sondern das ukrainische Volk, die ukrainischen Arbeiter, die sich angesichts der russischen Staatsoffensive selbst in Milizen organisieren. In Avtonom betonen sie, dass nicht nur die ukrainische Armee gegen die russische Armee kämpft, sondern auch die territorialen Verteidigungseinheiten: gewöhnliche Menschen, die jetzt Waffen haben und sie von nun an behalten könnten und von den Behörden Respekt verlangen.

Die Bindung, die diese einfachen bewaffneten Menschen knüpfen, indem sie gemeinsam mit ihrer Bourgeoisie für die Verteidigung des ukrainischen Staates kämpfen, wird nicht über Nacht verschwinden. Ihre Erfahrung der Kollaboration gegen einen äußeren Feind wird das Proletariat nicht dazu bringen, nach dem Krieg gegen seine Bourgeoisie zu kämpfen, egal wie bewaffnet es (A.d.Ü., das Proletariat) sein mag. Die Geschichte hat gezeigt, dass die klassenübergreifende Zusammenarbeit zur Verteidigung des Staates im Krieg nicht zu mehr Klassenkampf führt, sondern zum Gegenteil: Die Volksfronten und der Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg führten nicht zu einer Welle von Revolutionen, sondern trugen dazu bei, dass der Klassenkampf zunichte gemacht wurde; und dasselbe geschah in den antikolonialen Kriegen um nationale Unabhängigkeit. Auf der anderen Seite ging die proletarische Revolution Hand in Hand mit dem revolutionären Defätismus, der den Ersten Weltkrieg beendete.

Es gibt tatsächlich selbstorganisierte Milizen, die sich selbst als anarchistisch bezeichnen und sich aus soziologisch proletarischen Menschen zusammensetzen. Proletarier handeln jedoch nicht immer in einem revolutionären Sinne, sie handeln nicht immer als Proletariat, als Klasse, egal, mit wie vielen radikalen Bezeichnungen sie sich identifizieren. Das Proletariat konstituiert sich nur in dem Maße als Klasse, in dem es Klassenunabhängigkeit erlangt, sich seine Doktrin aneignet und an seinem historischen Programm festhält. Da diese Milizen ihre Waffen nicht gegen den ukrainischen Staat und seine Bourgeoisie richten, sondern ihn verteidigen und von ihm abhängig sind, bedeutet ihre Unterstützung, dass sie die Klassenübergreifung (A.d.Ü., also die Zusammenarbeit der Klassen) und die Verteidigung des bourgeoisen Staates direkt unterstützen. Und das ist das Gegenteil davon, die Revolution zu verteidigen.

Wir bedauern, dass einige Gruppen, die sich für revolutionär halten, bereit sind, die Prinzipien der Klassenunabhängigkeit und des Internationalismus gegen die Arbeiterunterstützung jeder praktischen Aktivität einzutauschen, an der die soziologische Arbeiterklasse beteiligt ist, auch wenn sie den historischen und unmittelbaren Interessen des Proletariats direkt zuwiderläuft. In dieser Situation halten wir es für notwendig, diejenigen Positionen zu kritisieren, die durch die Verteidigung dieser Formen der Selbstorganisation letztlich die Klassenübergreifung unterstützen, der die reale Möglichkeit der Klassenselbstorganisation untergräbt. Es ist notwendig, sich klar gegen diese selbsternannten libertären Organisationen in der Ukraine wie RevDia, Black Flag oder Black Headquarter zu stellen, die sich bewaffnet und in Milizen organisiert haben, um Seite an Seite mit der Bourgeoisie für die Verteidigung des Territoriums gegen die russische Invasion zu kämpfen, sowie gegen Initiativen wie Solidarity Collectives – früher Operation Solidarity -, ein Netzwerk, das Gelder sammelt, um „nicht-autoritäre“ antifaschistische und anarchistische Bataillone in der Ukraine zu bewaffnen. Diese Organisationen müssen als Feinde unserer Klasse betrachtet werden, da sie aktiv daran arbeiten, dass sich russische und ukrainische Proletarier gegenseitig umbringen, anstatt sich zu vereinen und ihren wahren Unterdrückern entgegenzutreten.

Solidarität mit dem weniger mächtigen Imperialismus

Es gibt auch diejenigen, die ihre pro-ukrainische Verteidigungsposition mit dem Argument rechtfertigen, dass dieser Krieg nur auf einer Seite imperialistisch ist. Es wäre ein imperialistisches Land, Russland, das ein kleineres Land, die Ukraine, unterjocht, das lediglich versucht, sich zu verteidigen. Die Gruppe Militante Anarquista erklärt zum Beispiel:

„Alle Staaten sind Konzentrationslager. Aber was jetzt in der Ukraine passiert, geht über diese einfache Formel und den Grundsatz hinaus, dass jeder Anarchist für die Niederlage seines Landes im Krieg kämpfen muss. Denn dies ist nicht einfach ein Krieg zwischen zwei im Großen und Ganzen ähnlichen Mächten um die Neuaufteilung der Einflusssphären des Kapitals (…). Was jetzt in der Ukraine geschieht, ist ein Akt imperialistischer Aggression“.

Da es sich nicht um einen Krieg zwischen zwei gleichwertigen Mächten handelt, ist die Gruppe Militante Anarquista wie die Avtonom-Gruppe oder der zitierte Artikel in den Insurgent Notes zu dem Schluss gekommen, dass es das Richtige sei, sich mit der schwächeren Macht und ihrer Verteidigung ihres Territoriums gegen die russische Invasion zu solidarisieren; Solidarität – so sagen sie – mit dem ukrainischen Volk, mit den Menschen, die ihr Land und ihre Häuser verteidigen. Aber was für eine Art von Solidarität ist das, die das Proletariat schickt, um für nationale bourgeoise Interessen zu sterben und andere Proletarier zu töten, selbst wenn es sich um eine schwache Nation handelt? Solidarität, um einen Staat zu verteidigen, der den Menschen verbietet, aus dem Land in Sicherheit zu fliehen, und sie zwingt, für das Vaterland zu kämpfen und zu sterben? Mit wem zeigen sie wirklich Solidarität? Sicherlich nicht mit dem Proletariat.

Für uns ist Solidarität die Gefährtenschaft zwischen russischen und ukrainischen Proletariern gegen den imperialistischen Krieg, gegen ihre jeweilige Bourgeoisie. Die Massenproteste in Russland mit Tausenden von Verhaftungen, der Ungehorsam, die Desertion und die Flucht angesichts der Zwangsmobilisierung in beiden Ländern oder die Eisenbahnsabotage in Belarus usw. – das sind Zeichen der internationalistischen Solidarität und des proletarischen Instinkts. Wir unterstützen diejenigen, die sich ihren herrschenden Klassen widersetzen, ihre Pläne boykottieren und sich weigern, im Namen der Nation zu töten oder getötet zu werden. Das setzt eine Kritik an allen nationalen Bourgeoisien voraus und daher keine Solidarität mit irgendeiner im Namen des kleineren Übels.

Es geht nicht darum, eine moralistische Kritik an den Handlungen der russischen oder ukrainischen Regierung oder der US-amerikanischen und europäischen Regierungen zu üben, sondern darum, die inhärent imperialistische Tendenz jedes Staates zu verstehen, auch kleinerer oder subalterner Staaten wie der Ukraine. Imperialismus ist der politische und internationale Ausdruck der Kapitalakkumulation, des globalen kapitalistischen Wettbewerbs. Jeder Staat hat ein Kapital und ein Territorium zu verteidigen, eine Bourgeoisie, die mit anderen Bourgeoisien um ihren Anteil am Mehrwert und um den Zugang zu bestimmten natürlichen Ressourcen und Arbeitskräften kämpft. Bei bestimmten Gelegenheiten zwingt die kapitalistische Konkurrenz die Staaten dazu, Krieg zu führen, und zwar sowohl die großen oder dominanten Staaten als auch die kleinen oder subalternen Staaten. Sowohl beherrschende als auch untergeordnete Staaten sind imperialistisch und werden ihre Kriege gegen andere Staaten führen, wobei sie das Leben ihres Proletariats opfern, um die Interessen ihrer Bourgeoisie zu schützen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich nicht um einen imperialistischen Krieg handelt und sollte uns nicht an der Relevanz des revolutionären Defätismus zweifeln lassen. Andererseits sollten wir nicht vergessen, dass der gegenwärtige Krieg nicht nur zwischen Russland und der Ukraine stattfindet, sondern dass auch der gesamte westliche imperialistische Block an der Verteidigung des ukrainischen Staates beteiligt ist. Auf jeden Fall können wir nicht den Imperialismus wählen, nur weil er unbedeutend ist, oder einen Staat verteidigen, nur weil er überfallen wurde. Es geht auch nicht darum, zu überlegen, unter welchen Umständen ein Staat das Recht hat, kriegerische Mittel einzusetzen – zum Beispiel angesichts einer Aggression auf seinem Territorium – und unter welchen Umständen nicht, welche Maßnahmen rechtmäßig sind und welche nicht, und auf der Grundlage all dessen die vermeintlich „gerechtere“ Seite zu wählen. Überlassen wir dies den Überlegungen der bourgeoisen Theoretiker, denn damit ist uns wenig gedient. Wie wir in Der Warum des revolutionären Defätismus argumentiert haben, verteidigt das ukrainische Proletariat „nicht seine Existenz im imperialistischen Krieg, sondern wird zum Kanonenfutter für Interessen, die nicht seine eigenen sind: Es sind die der ukrainischen Bourgeoisie und die des westlichen imperialistischen Blocks die hinter diesem stehen“. Wir wissen, dass jeder Staat immer gegen das Proletariat vorgehen wird und dass die einzige revolutionäre Seite die des Proletariats im Kampf gegen seinen eigenen Staat und die Bourgeoisie ist. Deshalb ist in jedem imperialistischen Krieg die einzige revolutionäre Position der revolutionäre Defätismus: den imperialistischen Krieg in einen Klassenkrieg zu verwandeln.

Taktik versus Prinzipien: Die ukrainische Demokratie gegen das autoritäre Russland verteidigen

Wie während des Zweiten Weltkriegs ist die Frage nach dem kleineren Übel im antifaschistischen Diskurs der linke Treibstoff, um das imperialistische Gemetzel zugunsten der einen oder anderen Seite zu verteidigen. In diesem Fall taucht die Parole des spanischen Stalinismus von 1936 wieder auf: „Erst den Krieg gewinnen und dann die Revolution machen“ und damit das Bündnis mit der fortschrittlichsten Bourgeoisie. Was also zu tun wäre, ist, gegen Putin zu kämpfen, denn Russland ist ein autoritäres oder direkt faschistisches Regime. Daher würde ein Sieg Putins zu einer viel schlechteren Situation führen als die jetzige und die Handlungsfähigkeit der Revolutionäre wäre viel geringer. Das erklärt John Garvey in der amerikanischen Zeitschrift Insurgent notes:

Auf der anderen Seite ist es wichtig, mit denjenigen zu argumentieren, die glauben, dass jeder der kriegführenden Staaten genauso schlecht ist wie der andere und dass jeglicher Nationalismus giftig ist. Wir müssen Schluss machen mit falschen Äquivalenten – eine bourgeoise Republik, die durch übermäßige Korruption verzerrt ist, ist nicht dasselbe wie eine quasi-faschistische Autokratie. In der einen ist Politik möglich, in der anderen ist nichts anderes als hirnloser Konsum und Kollaboration die Regel des Tages.

Dieselben Argumente, die der Antifaschismus schon immer benutzt hat: Es gibt immer ein kleineres Übel, eine Bourgeoisie, die man um einer vermeintlichen Zukunft willen verteidigen muss, die niemals kommt und niemals kommen wird, weil der Bruch mit revolutionären Prinzipien niemals bessere Bedingungen für die Selbstorganisation des Proletariats schaffen wird. Die einzige Möglichkeit ist die Verteidigung des revolutionären Defätismus gegen die gesamte Bourgeoisie. Wir Revolutionäre weigern uns, die Politik des Möglichen zu verteidigen, denn die liegt immer unter den Leichen unserer proletarischen Brüdern und Schwestern. Ja, jeglicher Nationalismus ist Gift. Ja, jede Verteidigung der nationalen Bourgeoisie impliziert die Negierung der Klassenunabhängigkeit. Und wenn man den proletarischen Internationalismus und die Klassenautonomie negiert, bricht man mit jeder echten revolutionären Perspektive.

Wenn wir von revolutionärem Defätismus sprechen, beziehen wir uns deshalb nicht auf eine Position, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eingenommen werden muss, sondern die je nach Situation des Klassenkampfes variieren kann. Es ist keine taktische Frage, sondern die einzige Waffe, die wir als Klasse haben, um den imperialistischen Konflikten als Revolutionäre entgegenzutreten. Jede andere Alternative führt immer zur Kollaboration mit der nationalen Bourgeoisie zur Verteidigung ihrer Interessen. In diesem Sinne gibt es nichts Besseres, als diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die der Klassenpolitik zur Verteidigung einer imperialistischen Seite abschwören. Insbesondere ein russischer Freiwilliger der Internationalen Anti-Autoritären Kräfte der Ukraine, der Folgendes über den Defätismus zu sagen hat:

Der revolutionäre Defätismus, der Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland sind für mich ziemlich beleidigende ausländische Mythen für diejenigen, die wissen, was die russische Welt mit sich bringt. Die Gesellschaft ist sich fast einig darin, dass die Invasion ein Versuch ist, das Volk zu unterdrücken.

Hier wird ganz deutlich, was wir meinen, wenn wir von der Aufgabe der Interessen des Proletariats sprechen. Es gibt keinen Klassenantagonismus mehr, alle sind in heiliger Eintracht (Union sacrée) unter der nationalen Flagge vereint, auch wenn im Interview selbst von den Problemen der russischen Freiwilligen mit den ukrainischen Behörden die Rede ist, weil sie Russen sind. Und das ist normal, denn in ihrem nationalen Arkadien gibt es keinen Internationalismus und der Antagonismus ist national und nicht klassenbezogen. Lieber die nationale Bourgeoisie als das ausländische Proletariat. Die Verteidigung des Klassenübergreifenden und das Verschwinden jedes Anscheins von Klassenunabhängigkeit, um den russischen Sieg zu verhindern, wird nicht dazu beitragen, den Kampf zu verlängern, wenn der Krieg vorbei ist, und es wird auch nicht dazu beitragen, dass Revolutionäre eine bessere Position innerhalb des Proletariats einnehmen, einfach weil wir keine Revolutionäre mehr sein werden.

Weder Putin noch die NATO, aber…

Hinter dieser Parole, die scheinbar den imperialistischen Charakter des Krieges zwischen den Blöcken anprangert, verbirgt sich die Unterstützung der Seite, die sich gegen die Vereinigten Staaten stellt, die damit zur Inkarnation des Kapitalismus wird. Es ist dieselbe Politik des geringeren Übels, bei der das schlimmste Übel die NATO als bewaffneter Flügel des US-Imperialismus wäre. In diesem Fall sollten wir uns nicht direkt gegen das ukrainische „Volk“ oder Putins autoritäres Regime richten, sondern gegen die imperialistische Expansion der NATO nach Osten.

In dieser Perspektive wird der Imperialismus zersplittert, indem die Vereinigten Staaten und damit die NATO an der Spitze stehen und dann andere imperialistische Mächte, die jedoch von geringerer Bedeutung sind. Auf diese Weise sind die NATO und ihre Interessen die Ursache für den Krieg und damit auch für die russische Reaktion. In diesem Sinne scheint uns die Analyse des Krieges auf dem letzten Kongress der sección española de la Corriente Marxista Internacional (spanischen Sektion der Internationalen Marxistischen Strömung) sehr relevant zu sein:

Es handelt sich nicht um einen Krieg Russlands gegen die Ukraine, sondern um einen Krieg Russlands gegen die NATO und die NATO ist der US-Imperialismus. […] Es ist ein innerimperialistischer Krieg, aber wir müssen aufpassen, dass die beiden imperialistischen Mächte, die an diesem Krieg beteiligt sind, nicht genau dieselben sind. Die Vereinigten Staaten sind die mächtigste und reaktionärste imperialistische Macht der Welt. Russland ist eine imperialistische Macht, die imperialistische Ambitionen hat, aber auf regionaler Ebene.

Eine ähnliche Bewegung ist die, die in den Veröffentlichungen der Sozialistischen Bewegung in Euskadi die Volksrepubliken des Donbass als dritte Position verteidigt, die sich von der Unterstützung Russlands und der Ukraine unterscheidet (was natürlich unmöglich ist, denn die Donbass-Republiken waren immer ein Anhängsel des russischen Imperialismus). Demnach würden die Donbass-Republiken im Osten der Ukraine und an der Grenze zu Russland ihr Recht auf Selbstbestimmung angesichts des zunehmenden westlichen Einflusses und des Gewichts des Faschismus auf dem Euromaidan verteidigen. Deshalb sollten Revolutionäre nicht nur ihren Kampf für die Unabhängigkeit unterstützen, sondern sich auch mit ihrem antifaschistischen Widerstand solidarisieren:

Angesichts dieses vom Westen gesteuerten Ethnozids schlossen sich verschiedene angegriffene Kollektive zusammen, um sich zu verteidigen: Antifaschisten, diejenigen, die gute Erinnerungen an die UdSSR hatten, diejenigen, die sich Russland zugehörig fühlten … aber auch diejenigen, die verfolgt wurden, nur weil sie Russisch sprachen oder die es nicht für gerecht hielten, Armut zu ertragen, weil sie im Osten lebten. So wurde, wie in den meisten östlichen Ländern, diese Frage der Klassenschichten und der vielfältigen Interessen auf einen bloßen Kampf zwischen „pro-russisch“ und „pro-europäisch“ reduziert.

Doch diese Position bricht frontal mit den beiden Grundprinzipien für Revolutionäre: Klassenunabhängigkeit und Internationalismus. Die Verteidigung des Selbstbestimmungsrechts bringt unweigerlich eine klassenübergreifende Position mit sich, bei der die Klassenunabhängigkeit den nationalen Interessen, d. h. der nationalen Bourgeoisie, untergeordnet wird. So sollte das Proletariat, anstatt gegen seine Ausbeutung zu kämpfen, für einen neuen Staat kämpfen, der diese Ausbeutung verwaltet. Andererseits wird jeder Prozess der Schaffung eines neuen Staates unweigerlich eine Annäherung an eine der imperialistischen Mächte nach sich ziehen, um ökonomischen und militärischen Schutz zu erlangen, wie wir jetzt im Krieg deutlich sehen können. In diesem Fall müssen sich die Donbass-Republiken in dem Konflikt für die imperialistische Seite Russlands entscheiden und diejenigen, die sie verteidigen, müssen eine der imperialistischen Seiten im Krieg unterstützen. Einen dritten Weg gibt es nicht:

Und wie reagiert die westliche „Linke“ auf all das? Im spanischen Staat, wie auch an vielen anderen Orten, hat die antirussische Position Vorrang vor der Anprangerung des Faschismus, der in Kiew wütet, und der Bombardierungen im Osten. Dieselben Leute, die sich bei den Wahlen lautstark gegen den Faschismus aussprechen, haben der NATO in die Hände gespielt, indem sie gegen das „böse“ Russland eine Regierung verteidigt haben, die im Herzen Europas mit ausdrücklicher Unterstützung der Nazis an die Macht gekommen ist. Inzwischen stehen die Milizen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk einer Berufsarmee gegenüber, die einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft gestellt hat. In einem Krieg, den sie aufgrund mangelnder Ressourcen von vornherein nicht gewinnen können, haben sie keine andere Wahl, als mit dem, was ihnen zur Verfügung steht, an der Grenze Widerstand zu leisten und Tod und Armut zum Alltag zu machen. Die einzige Möglichkeit im Angesicht von Tod und Armut ist nicht das Recht auf Selbstbestimmung, sondern revolutionärer Defätismus. Das Proletariat kann nur dann gegen seine Ausbeutung kämpfen, wenn es eine Position der Klassenunabhängigkeit gegenüber jeder imperialistischen Seite und jedem nationalen Projekt aufrechterhält.

Wie die Gefährtinnen und Gefährten von Matériaux Critiques sagen, ist der Antiimperialismus das schädlichste Nebenprodukt des Imperialismus und unter den Schirm des Antiimperialismus passt alles, denn er gibt der Position, die für ein imperialistisches Lager günstig ist, einfach einen roten Anstrich. So ist es letztlich das Gleiche zu sagen, dass Russland nicht imperialistisch ist oder nur das Selbstbestimmungsrecht der Donbass-Republiken verteidigt, wie die NATO als größte imperialistische Macht in den Mittelpunkt zu stellen, da die Konsequenz in der Praxis dieselbe ist, entweder direkter oder durch geschickte geopolitische Analyse. Als Revolutionäre können wir uns nur für den revolutionären Defätismus entscheiden.

Revolutionärer Defätismus: die einzige Alternative

Wir haben bereits gesehen, auf welch unterschiedliche Weise eine Verteidigungshaltung zum Ausdruck kommt und wie versucht wird, die Unterstützung für eines der streitenden Lager unter einem sogenannten revolutionären Vorwand zu rechtfertigen. Wir haben auch gesehen, dass unter dem Deckmantel der Anprangerung des innerimperialistischen Konflikts die NATO im Verhältnis zu Russland oder Russland im Verhältnis zur Ukraine als größerer Imperialismus hingestellt wird und so die Klassengrenze verwischt, die jederzeit unüberwindbar sein muss.

Wenn wir von revolutionärem Defätismus sprechen, meinen wir die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Klassenbürgerkrieg. Man könnte sagen, dass dies eine leere Phrase ist, ein bloßer Slogan ohne wirklichen politischen Inhalt dahinter, und sogar ein zutreffender Slogan, aber nur für Momente des starken Klassenkampfes. Aber die Realität zeigt uns das Gegenteil, die Aktualität des revolutionären Defätismus ist größer denn je, denn er ist die Manifestation der beiden Grundlagen aller revolutionären Politik: Klassenunabhängigkeit und Internationalismus. Das Gegenteil davon hat immer noch denselben Charakter, den Lenin 1915 anprangerte:

Heute bedeutet die Einheit mit den Opportunisten faktisch die Unterordnung der Arbeiterklasse unter „ihre“ nationale Bourgeoisie und das Bündnis mit ihr zur Unterdrückung anderer Nationen und zum Kampf für die Privilegien jeder Großmacht, was die Spaltung des revolutionären Proletariats aller Länder bedeutet.

Es ist wichtig, die zentrale Bedeutung dieser programmatischen Position zu betonen, denn wie wir in dem Artikel erläutert haben, bedeutet die Kapitulation, wenn auch in unterschiedlichen Formen, immer die Unterordnung des Proletariats unter seine nationale Bourgeoisie und die trügerische Aussetzung des Klassenkampfes für die Interessen der Nation. Das Proletariat hört auf, eine Weltklasse zu sein, deren Interessen durch ihre soziale Stellung bestimmt werden, und wird durch Nationen mit gegensätzlichen Interessen gespalten, da ihre Interessen die des nationalen Kapitals sind, das auf dem Weltmarkt konkurriert. Wenn wir sagen, dass es für Revolutionäre, die sich einmal auf die Seite des imperialistischen Lagers gestellt haben, kein Zurück mehr gibt – sie werden Teil des bourgeoisen Lagers -, dann meinen wir das auch so. Deshalb ist der revolutionäre Defätismus nicht nur eine taktische Frage, die in Zeiten, in denen die Klasse eine revolutionäre Rolle spielt, ihre Berechtigung hat, sondern eine Grundsatzfrage, die das revolutionäre Lager vom bürgerlichen Lager trennt. Denn Kommunistinnen und Kommunisten handeln nicht auf der Grundlage des gegenwärtigen Moments und unserer Fähigkeit, auf das Unmittelbare zu reagieren, sondern unsere Aufgabe ist es, die Linie der Zukunft in der Gegenwart zu halten. So dient die Aufrechterhaltung und Verteidigung der Bedeutung der Positionen dazu, dass die Klasse sie sich in der Zukunft zu eigen machen kann.


1A.d.Ü., aus dem Englischen campism, eine linke Haltung die jedes Land/Organisation nur aus dem Grund unterstützt, weil diese gegen die Vereinigte Staaten, oder die westliche Welt ist. Dazu gezählt gehören autoritäre Regime.

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